Sonntag, 23. April 2006

Scary Movie 2

"No mercy. No shame. No sequel." So stand es letztes Jahr auf dem Filmplakat zu "Scary Movie", und diese Versprechen schienen tatsächlich erfüllt zu werden. Gnadenlos bedienten sich die Wayans-Brüder bei den gerade hochaktuellen Teenie-Slashern wie "Scream" und zogen sie durch den Kakao, wo es nur ging. Absolut schamlos waren die Gags und Pointen in einem der wenigen Filme der letzten Zeit, der zwar mit üblem Fäkalhumor arbeitete, aber dabei immer noch witzig war. Der Boden war fruchtbar für diesen Film, denn das Slasher-Revival hatte für viel neues satirisches Futter gesorgt, und "Scary Movie" zu machen war eine clevere und witzige Idee. Einmal.
"No sequel" hatten sich die Wayans-Brüder auf die Fahnen geschrieben als deutliche Kriegserklärung an alles, was zum Slasher-Film dazugehört. Daß nach dem enormen Einspielerfolg von Teil Eins eine Fortsetzung trotzdem nicht auf sich warten lassen würde, war allerdings alsbald klar. So flogen angesichts klingelnder Kassen mal wieder alle guten Vorsätze über Bord und die Wayans Family schob einen Film hinterher, der schon aufgrund seiner Entstehung allein so sehr nach gieriger Geldmacherei stinkt, daß jeglicher Anflug von Originalität eine Überraschung wäre. Hinzu kommt dann noch ein so knapp wie möglich gehaltener Produktionszeitraum, auf das der Hype möglichst noch hält, wenn die Fortsetzung kommt. Das bedingt, daß über den Film so gut wie gar nicht nachgedacht wurde. Und das sieht man.

"Scary Movie 2" ist schlechter als Teil Eins. Das war zu erwarten. Die Gründe dafür sind allerdings mehr als ärgerlich. Schon beim ersten Teil war von einer kohärenten Handlung nicht viel zu sehen, was aber auch nicht nötig war, da sich der Film deutlich an dem allseits bekannten Konstrukt seiner Vorbilder orientierte. Beim zweiten Versuch wurde nun leider auch diese feste Linie aufgegeben: In einer losen Vermischung von Geisterhaus- und Poltergeist-Elementen werden die Überlebenden aus Teil Eins mit drei Neuzugängen (u.a. Tori Spelling und Kathleen Robinson aus "Beverly Hills 90210") von einem College-Professor in ein altes Schloss gelockt, wo er mit ihrer unwissenden Unterstützung den bösen Hausgeist wieder ins Leben zurück bringen will. Oder so ähnlich. Was hier jetzt eigentlich genau vor sich geht und ob das überhaupt Sinn macht wird nie so ganz klar, und ganz offensichtlich war es den Machern auch ziemlich egal. Der Plot hangelt sich von einer Szene zur nächsten, ohne daß dabei ein großartiger Zusammenhang entstehen würde. Bezeichnend hierfür: Die Eingangssequenz, eine "Exorzist"-Persiflage mit James Woods als Priester (eine Rolle, die eigentlich Marlon Brando spielen sollte), ist zwar eine der witzigsten Szenen, hat aber mit dem Rest des Films nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun.

Der Humor basiert auch bei "Scary Movie 2" wieder vor allem auf zwei Dingen: Erstens die Verarschung anderer Filme, zweitens möglichst viele Gags über Sex, Kiffen, Schwule und Körperflüssigkeiten. Und an beiden Enden wird deutlich, wie wenig Kreativität in diesen Film geflossen ist: Anscheinend hat das Autoren-Team einfach jede Anspielung eingebaut, die ihnen eingefallen ist, ob das jetzt passt oder nicht, so daß auch einfach mal eine Kuh durchs Bild fliegt (wie in "Twister"). Die Unordnung und Konzeptlosigkeit, mit der hier Zitate wahllos aneinander geklebt werden, zeigt mehr als deutlich, daß es bei "Scary Movie 2" nur darum ging, möglichst schnell irgend etwas zusammen zu basteln, was halbwegs so aussieht wie der erste Teil. Da wundert es auch nicht, daß dem Film schon nach kaum 80 Minuten die Puste ausgeht und er sich völlig überstürzt in ein schales Ende rettet. Und dementsprechend werden auch sämtliche Gags nochmal aufgewärmt: Der dauerbreite Shorty und der latent schwule Ray halten für exakt die selben Zoten her, die einfach nicht mehr frisch sind und damit auch längst nicht mehr (so) komisch wirken. Und wenn in einer Szene Oberschreierin Cindy ihrem Kumpel Tommy einen runterholt, dann ist von Anfang an klar, daß sich gleich der Sperma-Gag aus Teil Eins wiederholen wird.
Wieso manche Leute darüber dann immer noch in schallendes Gelächter ausbrechen, ist zwar einigermaßen unverständlich, dürfte aber erklären, warum "Scary Movie 2" sicher wieder enthusiastische Fans finden wird. Denn darüber lachen kann man ganz sicher. Wenn man dem Niveau des Humors uneingeschränkt folgt, wenn man sich nicht daran stört, vor einem Jahr schon über die selben Witze gelacht zu haben, und wenn es einem egal ist, für einen hirnlosen und einzig aufs schnelle Geld ausgerichteten Abklatsch fünfzehn Mark zu löhnen. Dann kann man sicherlich lachen. Was allerdings nichts daran ändert, daß "Scary Movie 2" einfach zu unoriginell, undurchdacht und unkomisch ist, um auch nur im Entferntesten an den ersten Teil heran zu kommen.

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